Cumiana 2019

 

Cumiana 2019 – Bericht von Stefan Linke

Zum Lesen empfiehlt sich ein bequemer Stuhl, ein Glas Wein und eine Stunde Zeit.

 

Trekking im Val Varaita

Vom Spätsommer in den Herbst

Zum Ende des Spätsommers waren wir sechs Querbeetler*innen wieder einmal bei unseren Freunden im italienischen Piemont: Hilde und oTTo, Nicola und Fritz, Karl und ich. Herzlich wurden wir im B&B „U Tej“ (occitano: „Zur Linde“) von Glady und Mario und Rambo begrüßt.

 

Rund um Cumiana

Bei unseren ersten beiden Wandertagen hat uns Mario mit seinem kleinen Bus zu den Ausgangspunkten gefahren. Am ersten Tag ging es gleich in der Nähe von Cumiana auf den Monte Freidour (1.452 m) und weiter auf die Tre Denti (1.365 m), dem Wahrzeichen Cumianas und des CAI Cumiana. Beim Aufstieg durch wolkendurchwaberten Wald hofften wir, dass auf den Gipfeln die Sicht frei werden würde. Wir wurden nicht enttäuscht. Auch der Monviso im Süden war wunderbar klar zu sehen – wie noch an vielen Tagen auf unserer Tour. Im Wald waren noch die vielen Brandspuren des verheerenden Waldbrands vom Herbst 2017 zu sehen.

(Auf- und Abstieg 800 m, 11,9 Kilometer, 4,75 Stunden)

Der zweite Tag führte uns ins südliche Nachbartal, dem Val Chisone (bekannte Orte von der Winterolympiade 2006: Sestrière und Pragelato), nach Fenestrelle. Hier steht die größte Festungsanlage Europas (erbaut in mehreren Schritten zwischen 1694 und 1896) und das zweitgrößte Mauerwerk der Erde nach der chinesischen Mauer. Die Anlage zieht sich vom Talgrund auf etwa 1.100 m den Berghang hinauf bis auf über 1.700 m Höhe. Im Inneren kann man bei Führungen die insgesamt über 4.000 Stufen unter die Füße nehmen. Wir aber nahmen eine alten Militärpfad, auf dem die Kanonen nach oben transportiert wurden. Oben angekommen wanderten wir dann durch die beiden kleinen Orte Puy und Pequerel. Später stiegen wir nach Usseaux ab (hier haben wir bei der Tour im Jahr 2009 einmal übernachtet). Nach der Durchquerung des kleinen Ortes Laux gab es dann den einzigen Regen auf unserer gesamten Tour. Etwa eine halbe Stunden liefen wir immer nasser werdend hinab nach Fenestrelle.

(Auf- und Abstieg 870 m, 16,2 Kilometer, 5,5 Stunden)

Am Abend durfte ich für den CAI Cumiana  einen Vortrag über mein 2018er Zelttrekking in Marokko halten. Seit einigen Jahren bin ich – typisch deutscher Vereinsmeier – dort auch Mitglied und erlebe regelmäßig schöne Sektionsabende in Cumiana.

 

Begegnungen im Val Varaita

Das Val Varaita ist ein fast vergessenes Tal. Es liegt zwischen dem Val Po im Norden und dem wesentlich bekannteren Val Maira im Süden. Ãœber den Colle Agnello führt zwar eine Passstraße nach Frankreich – diese ist aber wenig befahren. Vor wenigen Jahren hat man hier begonnen, mit sanftem Tourismus neue Wege zu begehen. So entstand auch der 12tägige „Val Varaita Trek“ oder kurz VVT. Wir steigen kurz nach Beginn der zweiten Etappe in Brossasco ein in den Trek und verlassen in am vorletzten Tag kurz vor Venasca wieder. Zehn entschleunigte Tage in einer abgelegenen Gegend liegen vor uns. Die Gedanken kreisten auch darum, ob wir überhaupt an jedem Abend ein Abendessen bekommen würden.

 

Brossasco – Frassino

Unsere beiden Fahrzeuge konnten wir – Hilde und oTTo, Nicola und Fritz, Karl und ich – direkt beim offiziellen Büro des VVT in Brossasco, dem „Segnavia“, abstellen. Die ersten drei Kilometer führten uns zunächst durch den kleinen Ort und an dem Kraftwerk eines kleinen Pumpspeicherwerks vorbei. Dann stand die erste „Mulattiera“ an. Das sind die alten Maultierpfade aus vergangenen Zeiten. Sie sind steil. Sehr steil. Ich habe mal im GPS nachgesehen: auf 900 m Strecke geht es 250 Höhenmeter hinauf. 35 Minuten haben wir dafür gebraucht. Im Wald gab es immer wieder verlassene Häuser. Diese stehen bereits seit über 100 Jahren leer – eine Folge der Bevölkerungsabwanderung durch die Industrialisierung. Dieses Phänomen begleitete uns täglich auf der Trekking-Runde.

Oben ging es dann aber gemütlicher weiter. Mit leichtem Höhengewinn folgten wir der Straße durch einige kleine Weiler. Wir kamen an der dem heiligen San Eusebio geweihten und leider verschlossenen Kirche vorbei. Nach einem längeren Aufstieg durch lichten Wald gab es dann bei einem mühsam tröpfelnden Brunnen die Mittagsrast. Die (nicht geteerte) Straße stieg weiter an bis zur Wallfahrtskirche „Madonna della Betulla“. Auch diese war verschlossen.

Da unser Quartier im Tal war, stiegen wir nun im Wald und teils auf der Straße – immer wieder die Kehren abkürzend – hinunter nach Frassino. Wir waren zu Gast im B&B „Barba Bertu“. Was für eine Begrüßung! Ein kleines Guckfenster in der Tür. Dahinter: Ein das Fenster fast vollständig ausfüllendes, wild umwuchertes Gesicht: Barba Bertu! Wir wurden sehr freundlich von Barba Bertu, mit bürgerlichem Namen Alberto Burzio, einem überregional bekannten Journalisten und Schriftsteller willkommen geheißen.

Hier in Frassino gab es tatsächlich kein Abendessen für uns. Kurzerhand fuhren Alberto und seine Frau Alma uns mit ihren Autos ins fast zehn Kilometer entfernte Sampeyre. Dort machten wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit DER Spezialität des Tales: Ravioli. Wer hier aber an das denkt, was wir in Deutschland als Ravioli kennen, liegt  vollkommen daneben. Die Ravioli sind einfach zubereitet: Aus Kartoffeln und Mehl, mit viel Butter serviert (ich versuch es mal einfach: sie sehen aus wie Schupfnudeln, schmecken ähnlich wie Gnocchi). Nach dem Essen fuhr uns der Hotelbus zum Quartier zurück.

(Aufstieg 660 m, Abstieg 490 m, 12,2 Kilometer, 4,25 Stunden)

 

Frassino – Becetto

Nach einem ausgiebigen Frühstück (unüblich fürs Piemont; nach Meinung aller das bisher beste Frühstück auf der Tour) blieben wir zunächst für einige Kilometer in der Nähe des Talbodens. Nach einer Umrundung des Santuario „Madonna Degli Angeli“ folgte wieder eine Mulattiera. Dieses Mal waren es im steilen Wald auf 1.800 m Weg 500 Höhenmeter. In nur einer Stunde waren wir oben und das mit unseren großen Rucksäcken. Bei einem Brunnen auf einer bereits verlassenen Alm hatten wir uns unsere Mittagsrast verdient.

Nach einer kurzen Wegstrecke kamen wir an dem für dieses Jahr bereits geschlossenen Rifugio Meira Paula vorbei. An dem Brunnen füllten wir gerade unsere Wasservorräte, als ein großer Hund auf uns zu gerannt kam – ohne Bellen. Aber er wollte nichts von uns. Er wollte auch nur Wasser, aber wie: er sprang in das Brunnenbecken, füllte es vollständig mit seinem Körper aus und trank dabei. Wir machten schnell Platz, denn allen war klar was kommen musste: Ausgiebiges Fellausschütteln nach dem Ausstieg aus dem Becken.

Mit leichtem Auf und Ab führte uns der Weg immer auf etwa 1.400 m Höhe weiter. Einige Kehren tiefer durchquerten wir dann wieder einige kleinere Orte, machten an einem Brunnen noch einmal Pause. Auch hier hatten wir eine tierische Begegnung: Zwei lautstarke Gänse wollten uns den Platz streitig machen. oTTo hat sie dann mit seinen Karotten ruhig gestellt. Am Ende der Tour mussten wir noch einige Höhenmeter hinaufsteigen in den kleinen Ort Becetto auf 1.400 m Höhe.

Wir waren die einzigen Gäste in dem kleinen Hotel. Wie immer im Piemont gab es zum Abendessen etwas Besonderes: Wildschwein!

(Aufstieg 1030 m, Abstieg 430 m, 14 Kilometer, 6,25 Stunden)

 

Becetto – Rifugio Bagnour

Unsere längste Tagestour stand an. Früh ging es an diesem Spätsommertag los. Nach einem kurzen Abstieg zu einer verfallenen Mühle stand laut Plan – den es übrigens auch als deutschsprachige Broschüre gibt – der schwierigste Wegabschnitt bevor: Die Querung eines mit Kette versehenen Steilwandabschnitts. Ich habe nicht gewusst, das Italiener so übertreiben können. Letztendlich war es zwar eine steile Wand, ein Fehltritt kann hier schon ernste Konsequenzen haben. Der Weg war aber weder schmal noch schwierig zu begehen. Von uns hat niemand an die Kette gelangt. Kurz darauf führte der Weg durch das Gelände einer alten Baumschule. Die vielen alten Terrassen sind auch heute noch gut zu sehen.

Mario aus Cumiana ist diesen Wegabschnitt im Frühjahr auch gegangen und hat uns einen Pausenplatz empfohlen. Bei den Almgebäuden von „Serre di Raie“ machten wir dann auch Rast. Anschließend querten wir mit etwa 150 Meter Anstieg eine weite Talmulde aus. Der Weg war hier teilweise nur schwer zu finden, da die Markierungen durch das üppige Pflanzenwachstum überwuchert waren. Hier fanden wir auch den ersten Wegweiser zu unserem heutigen Tagesziel: 2 Stunden und 50 Minuten sollten es sein. Ab dem westlichen Ende der Talquerung folgten wir bergab einer alten nur teilweise geteerten Militärstraße bis oberhalb des kleinen Weilers Ciampanesio. Hier machten wir dann unsere Mittagsrast. Da wir noch viel vorhatten, fiel diese aber nicht allzu lange aus. Hier stand auf der Wegtafel: 2 Stunden 30 Minuten. Wir hatten aber eine Stunden statt der angegebenen 20 Minuten hierher benötigt. Wer mag hochrechnen?

Nach einem Aufstieg zu einem kleinen Aussichtspunkt folgte der Weg mit einigem Auf und Ab entlang von einigen Almen für viele Kilometer immer der Höhe von etwa 1.600 – 1.700 Metern. Die Zeitangaben für die restliche Wegstrecke brachten uns immer wieder zum Schmunzeln – und zum Nachdenken.

Um 16 Uhr erreichten wir dann die Wegkreuzung, bei der der Talweg zur Hütte hochkam. Hier war dann noch eine Stunde Gehzeit angegeben. Für 450 Höhenmeter. Gut, das hatten wir schon geschafft, aber immer am Vormittag und nicht nach bereits absolvierten 800 Höhenmetern und sechs Stunden Weg. Unsere Gruppe teilte sich. Die schnellsten waren nach einer Stunde Aufstieg durch den größten Arvenwald Europas auch wirklich bei der Hütte. Als Letzter kam ich nach 90 Minuten oben an. Das private Rifugio Bagnour wird von einem jungen Ehepaar bewirtschaftet. Auch hier gab es natürlich hervorragendes Essen (nur kurz erwähnt sei das Risotto).

(Aufstieg 1.230 m, Abstieg 590 m, 17,6 Kilometer, 7,5 Stunden)

 

Rifugio Bagnour – Chianale

Nach einem piemontesisch knappen Frühstück stiegen wir durch den lichten Arvenwald hinab bis nach Castello (hier hatten wir 2007 bei der Monviso-Runde unsere Autos abgestellt). Obwohl wir quasi am Fuß des Monviso übernachtet hatten, haben wir diesen nicht zu Gesicht bekommen. In Castello überquerten wir den Staudamm des Wasserkraftwerks. Am südlichen Ufer – immer etwa 50 Meter über dem Wasserspiegel – liefen wir nach Pontechianale. Einigen nutzen das „Alimentari“ um ihre Vorräte aufzufüllen. Direkt nach dem Ort führt eine Teerstraße – die später in einen ungeteerten Weg übergeht – in vielen Kehren aufwärts. Die Gruppe zog sich weit auseinander. Jeder meditierte die etwas über 400 schattenlosen Höhenmeter auf seine eigene Art.

Am Abzweig des Lanzetti-Höhenwegs machten wir unsere wohlverdiente Mittagsrast und legten uns für eine knappe Stunde ab. Am gegenüberliegenden Hang konnten wir schon unsere Aufgabe für den nächsten Tag entdecken.

Wir folgten dann dem bis auf 2.200 Meter ansteigenden Höhenweg mehrere Kilometer. Am Ende trafen wir auf die Passstraße des Colle Agnello. Nach einem kurzen Ausflug auf den Asphalt und mit einigem Motorenlärm kürzten wir eine lange Kehre auf dem alten Passweg ab. Bis in den Ort Chianale hinein mussten wir aber nochmal die Hauptstraße des Tales benutzen. Chianale ist der letzte Ort des Val Varaita. Er liegt auf knapp 1.800 m Höhe. Die letzten Kilometer wanderten wir auch auf der offiziellen Route der GTA – der „Grande Traversate delle Alpi“ von Werner Bätzing. Unser Quartier war entsprechend auch ein „Posto Tappa“, das „Laghi Blu“. Wir wurden sehr herzlich von der Chefin aufgenommen. Ein ausgezeichnetes Abendessen schloss den Tag ab.

(Aufstieg 690 m, Abstieg 930 m 15,8 Kilometer, 6 Stunden)

 

Chianale – Bellino, Borgata Chiesa

 

Eigentlich wollten Glady und Mario aus Cumiana heute mit uns laufen. Kurzfristig haben sie dann aber Gäste für ihr B&B bekommen. So brachen wir zu sechst am Morgen auf und liefen nun erstmals wieder talauswärts. Wir folgten der Varaita di Chianale – dem einen der beiden Varaita-Quellflüsse – immer oberhalb auf der Südseite bis hinab nach Pontechianale. Ein kurzes Stück gingen wir hier auf der gestern zurückgelegten Strecke in entgegengesetzter Richtung. Direkt nach dem Ort begann dann aber der steile Aufstieg. Auch diese dritte Mulattiera hatte es in sich: auf 2,2 Kilometern Weg ging es über 600 Höhenmeter hinauf. Nach zwei Stunden im dichten Wald – nur die oberen 100 Höhenmeter waren in dichten, nicht zu überschauenden Latschen – kamen wir an unserm Rastplatz auf etwa 2.220 m Höhe an.

Schon an den beiden letzten Tagen hatten wir immer wieder laute Geräusche aus diesem Wald gehört – von der anderen Seite des Tales aus. oTTo konnte diese Geräusche sogar sehr gut nachmachen. Es ist die Zeit der Hirschbrunft und die mächtigen, aber nicht sichtbaren Tiere machen sich lautstark bemerkbar. Heute haben wir auch einen Traumblick auf den Monviso, der die nördliche Talseite dominiert. Bei meinen vielen bisherigen Touren, die alle im Juni/Juli waren, habe ich nie einen so freien Blick auf den wolkenlosen Monviso erlebt.

Nach der Rast ging es in wenigen Minuten noch hinüber und hinauf zum „Höhepunkt“ unserer Trekkingrunde. Auf 2.282 m Höhe überschritten wir den Colle della Battagliola. Die Militärstraße brachte uns auf der anderen Seite in vielen weit geschwungenen Kehren 700 Höhenmeter hinab. Immer wieder erlebten wir auf der Runde – so auch an dieser Stelle – das selbst ausgewiesene Wanderwege wie der GTA nicht in den OpenStreetMap-Karten vorhanden waren. Nach einem kurzen ungeplanten Abstecher fanden wir dann aber doch den richtigen Weg.

Im kleinen Weiler Borgata Chiesa Рder zu Bellino geh̦rt Рwar das erste Haus des Ortes auch gleich unser Quartier. Erneut waren wir in einem Posto Tappa des GTA untergebracht. Wir waren uns hier fast sicher, dass das Abendessen von Tag zu Tag besser wurde und sich nun langsam sicher nicht mehr steigern lies.

(Aufstieg 810 m, Abstieg 1100 m, 16 Kilometer, 6,25 Stunden)

 

Bellino, Borgata Chiesa – Rifugio Meira Garneri

Eine Feststellung von oTTo: Je karger das Frühstück desto eher der Aufbruch!

An diesem Morgen gab es zwar eine gute Nutalla-Torte, wir kamen aber trotzdem zeitig am Quartier weg. Wir folgten der Straße und später einem Fußweg talauswärts des zweiten Varaita-Quellflusses, der Varaita di Bellino. Bei dem zum Castello-Stausee gehörigen Kraftwerk nahe Casteldelfino schwenkten wir die Wegrichtung und kamen gleich darauf am Zusammenfluss der beiden Varaitas vorbei.

Heute wollte uns nun Glady und Mario begleiten. Sie brachten dann auch noch ein befreundetes Ehepaar mit – Giulia und Gianni. Gianni war schon ein paar Mal mit uns unterwegs. Auf halbem Weg nach Torrette trafen wir sie. Sie wollten bis zur Mittagsrast mit uns gehen und dann wieder umkehren. Gemeinsam stiegen wir durch den steilen Wald hinauf bis nach Tenou. Am Rand der vielen Almhütten auf etwa 1.650 Meter machten wir dann lange Pause.

Nach dem Abschied ging es für uns auf einer Forststraße weiter bergauf. Nach ca. 100 Höhenmetern folgte eine lange Querung im Wald. Nun merkte man schon deutlicher, dass der Sommer sich verabschiedet und der Herbst Einzug hält. Kurz vor dem Ziel forderten uns 250 steile Höhenmeter noch einmal heraus. Dann war es aber wieder flach und mit einem letzten kleinen Abstieg über eine steile Wiese erreichten wir unser Ziel, das Rifugio Meira Garneri (1.850 m). Bei ein-zwei-drei Bier (0,33 l) blieben wir bis zum letzten Sonnenstrahl auf der Terrasse sitzen.

Da dieses Rifugio unser teuerstes Quartier war, waren wir auch nicht überrascht von den äußerst komfortablen Zimmern. Und dann erst das Abendessen. Wir waren auch hier wieder die einzigen Gäste. Das junge Hüttenwirtspaar und ein Helfer (also pro zwei Gäste einer) zauberten: Vitello Tonnato – Agnolotti mit Kalbfleischfüllung – Kalbsbäckchen in Barolo – Pannacotta. Ein Traum! Und der Beweis, dass es immer noch besser geht!

(Aufstieg 880 m, Abstieg 560 m, 16 Kilometer, 6 Stunden)

 

Rifugio Meira Garneri – Rore

Heute kamen wir erst spät los (wer aufgepasst hat, kann ahnen warum!). Wir folgten dem Tal abwärts, kürzten die Kehren ab und mussten aber auch immer wieder mal die Straße nutzen. Auf etwa 1.400 m Höhe bogen wir auf eine Forststraße ab, die uns zunächst ohne Höhenmeter weiter nach Osten brachte. Leicht ansteigend ging es dann hinauf bis auf 1.500 m Höhe. Bei einigen Gebäuden sollte der Weg abzweigen. Wir fanden ihn auch, jedoch waren die Markierungen alle frisch übermalt. Guter Rat war also teuer. Wir entschieden uns dann für die Querbeet-Variante: Wir werden schon durchkommen.

Es folgte ein steiler Abstieg mit einigen felsigen Steilstufen. Der Herbst war mittlerweile voll angekommen. Das Laub lag mehr als knöcheltief auf dem dadurch fast nicht mehr sichtbaren Weg. Nach einer halben Stunde trafen wir dann 200 Meter tiefer wieder auf einen Fahrweg und einige alte Häuser. Der Platz war ideal zum Pausieren.

Nach der Mittagsrast mussten wir nochmal 60 Meter ansteigen. Eine alte Militärstraße führte uns nun abwärts. Diese war mit so geringer Steigung angelegt, weil hier die ersten motorgetriebenen Militärfahrzeuge hinauffahren mussten. So kam es, dass wir auf über 2 Kilometern Strecke nur 290 m Abstieg hatten. Kurz vor dem Ziel teilte sich die Gruppe nochmal. Die drei „Schnellläufer“ hatten einen Abzweig übersehen und gingen direkt nach Rore.

Die anderen drei drehten die Gehrichtung um 180 Grad und wanderten in ein kleines Seitental zur kleinen Kirche San Mauro. Auf dem zunächst ungeteerten Fahrweg ging es in den Weiler Brusà und auf der Straße hinab nach Rore. Das Hotel Amici war schnell gefunden und die Gruppe wieder vereint.

(Aufstieg 310 m, Abstieg 1.190 m, 13 Kilometer, 4,5 Stunden)

Da der Tag noch lang war und in der Trekking-Broschüre eine lohnende Zusatzaufgabe vermerkt war, starteten wir noch mal durch. Auf verwunschenem Pfad beobachtet von vielen mystischen Wesen stiegen wir in einer kleinen Schlucht 150 Meter hoch zu den „Tumpi la Pisso“. Ein wunderschöner Wasserfall mit einer riesigen Gumpe darunter überraschte uns am Ende des Wegs. Beim Abstieg nahmen wir einen anderen Weg und kamen an einer riesigen Bank vorbei.

(Auf- und Abstieg 150 m, 2,6 Kilometer, 1 Stunde)

 

Rore – Melle

Talwanderung? Von wegen!

Auf der Straße ging es aus dem Ort hinaus, die Hauptstraße war auch schnell gequert. Wir zogen weitgehend den steilen Fahrweg der noch steileren Mulattiera vor. Etwa 400 Meter über dem Tal wanderten wir dann im Wald auf einem Forstweg dahin. Bei San Maurizio verpassten wir etwas den beschriebenen Weg. Auch der GPS-Track vom VVT führte hier auf der Straße entlang. So entging uns ein kleiner Ort mit Brunnen und ein sicherlich schönerer Weg als die eintönige Straße nach Vittone. Hier wollten wir an einem Brunnen Pause machen. Das Wasser aber strömte milchig-weiß aus der Öffnung. Pause machten wir dann trotzdem.

Immer auf der Höhe von etwa 1.200 m ging es weiter. Bei klarer Sicht war nicht nur der Monviso zu sehen, nun kamen auch weit in der Ferne die Monterosa und andere vergletscherte Berge im Norden heraus. Im Dunst war auch die weite Po-Ebene mit vielen Ortschaften zu erkennen. Im Weiler Giusiani machten wir an einem Brunnen mit mächtiger Wasserschüttung noch einmal Rast. Auch heute in Melle waren wir in einem B&B untergebracht und die Frage nach einem Abendessen machte sich langsam schon breit.

Zuvor aber stand der Abstieg an. Nun ging es einmal eine der steilen Mulattieras hinab. Diese hier war aber teilweise feucht und hatte einen lehmigen Boden. Das machte die Angelegenheit stellenweise spannend. Aber wir mussten eben nicht auf der Straße laufen! In Melle trafen wir zeitgleich mit unserer Quartiergeberin am B&B ein. Herzlich wurden wir empfangen. Das wir unsere stark verschmutzten Schuhe vor dem Betreten ausziehen wollten, war fast unverständlich.

Unterwegs hatten wir immer wieder mal von einer kleinen Brauerei in Melle gehört bzw. deren Biere getrunken. „Antagonisti“ heißt sie. Und wie es sich gehört, hat diese eine „Brauereigaststätte“. Und sie war nur 20 Meter von unserem B&B entfernt. Der Abend war gerettet!

(Aufstieg 650 m, Abstieg 860 m, 16,1 Kilometer, 5,5 Stunden)

 

Melle – Santuario Valmala

Auch beim Frühstück sind Steigerungen möglich! In Melle sind wir definitiv zum spätesten Zeitpunkt aufgebrochen. Erst gegen halb zehn waren wir wieder unterwegs. Ein längerer Aufstieg stand vor uns. Stetig ging es auf einem Fahrweg aufwärts. Auch hier wich die beschriebene Route von der ausgeschilderten Route ab. Wir sind der Beschilderung gefolgt, wahrscheinlich auch, weil wir den entscheidenden Abzweig übersehen hatten. Zeitlich sind beide Routen aber in etwa gleich. Nach etwa der Hälfte des Anstiegs machen wir einfach am Wegrand eine halbe Stunde Pause.

Bereits um halb zwei Uhr sind wir nach einer unspektakulären Wanderung an unserem Ziel angekommen, dem Santuario Valmala (1.380 m). Unser Quartier, das private „Locanda Santuario Valmala“ hat offen, es gibt ein Ankunftsbier.

(Aufstieg 820 m, Abstieg 140 m, 10,1 Kilometer, 3,5 Stunden).

Ohne mich begeben sich die anderen fünf noch auf den nahegelegenen Gipfel des San Bernardino (1.625m).

(Aufstieg 250 m, Abstieg 250 m, 5 Kilometer, 1,5 Stunden)

Ich hatte mir ein Problem an einem Sprunggelenk eingehandelt und wollte pausieren. Leider wurde daraus eine Zwangspause: Ich bin auf das Zimmer gegangen und habe die Tür hinter mir zugezogen. Dabei gab es ein lautes Klicken. Das Schloss hatte sich verriegelt und war von innen trotz Schlüssel nicht zu öffnen. Nach zwei Stunden wurde ich dann von den anderen und dem Chef des Hauses erlöst.

Da wir in den vergangenen Tage viele Ravioli gegessen hatten, bestellten wir uns heute hier eine einfache Pasta als ersten Gang. Das Wirtsehepaar war traumhaft und zauberte in der Küche. So erlebten wir an unserem letzten Abend doch fast noch einmal eine Steigerung beim Abendessen!

 

Santuario Valmala – Brossasco

Der letzte Wandertag begann mit einigen Straßenkilometern. Außer der Müllabfuhr war hier aber am Morgen kein Verkehr. Nach knapp zwei Kilometern verließen wir die Straße und bogen auf einen Forstweg ein. Heute waren hier viele Pilzsammler unterwegs. Da es aber wenig geregnet hatte, dürfte die Ausbeute sehr mager gewesen sein. Nun führte uns der Weg immer weiter bergab. Im kleinen Weiler Rolfa machten wir an einem Brunnen ein letztes Mal Pause.

Beim Abstieg wurden die Straßenkehren wieder weitgehend abgekürzt. Unterwegs kamen wir dann nach einem kleinen Gegenanstieg an der alten Kirche Sant‘Anna vorbei. Immer genau auf dem Bergrücken bleibend führte der Weg nun weit ins Tal hinunter. Schließlich verließen wir den VVT und stiegen noch etwa einen Kilometer im Wald Richtung Brossasco ab. Die letzten beiden Kilometer mussten wir dann leider entlang der Hauptstraße gehen. Gegen 13 Uhr waren wir  wieder am Ausgangspunkt unserer Runde um das Val Varaita angekommen.

(Aufstieg 80 m, Abstieg 870 m, 11,2 Kilometer, 3,5 Stunden)

Im Val Varaita durften wir viele nette Menschen kennenlernen. Alle Quartiere – von Mario ausgesucht – waren hervorragend. Bei manchen muss man sich fragen, wie sie davon leben können. Wir waren am Saisonende unterwegs. Ein Quartier hat sogar extra für uns nochmal einen Tag aufgemacht – Dank Marios Ãœberredungskunst. Ich war zum ersten Mal im Herbst im Piemont unterwegs und auch zum ersten Mal mehr auf Talniveau. Aber auch gerade das war ein eindrückliches Erlebnis. Wir konnten den Ãœbergang von Spätsommer in der Herbst Tag für Tag miterleben.

 

Und am Ende?

Gab es ein Belohnungseis! In Brossasco haben wir Hilde und oTTo verabschiedet, die mit ihrem Wohnmobil weiter in den Süden fuhren. Der Rest fuhr nach Pinerolo zu „Eataly“ Eisessen. Von Glady und Mario wurden wir in Cumiana schon erwartet. Viele Erlebnisse wurden ausgetauscht. Wir kommen wieder!

 

P.S. Wer nicht die einzelnen Tagesdaten zusammenzählen möchte:

Auf- und Abstieg: 9.230 m

Strecke: 177,7 Kilometern

Zeit: 66 Stunden

 

001 Aufstieg im Nebelspuk, Mario vorneweg

001 Aufstieg im Nebelspuk, Mario vorneweg

002 Am Monte Freidour

002 Am Monte Freidour

003 Massenweise Fliegenpilze am Gipfel

003 Massenweise Fliegenpilze am Gipfel

004 Hütehunde bei der Arbeit

004 Hütehunde bei der Arbeit

005 Baum frisst Schild

005 Baum frisst Schild

006 Abstieg von den Tre Denti

006 Abstieg von den Tre Denti

007 Brandschäden vom Herbst 2017

007 Brandschäden vom Herbst 2017

008 Aufbruch in Fenestrelle

008 Aufbruch in Fenestrelle

009 Aufstieg auf der Militärstraße

009 Aufstieg auf der Militärstraße

010 Pequerel

010 Pequerel

011 Kurze Rast in Pequerel (Bild von Mario)

011 Kurze Rast in Pequerel (Bild von Mario)

012 Colle Albergian (2

012 Colle Albergian (2

013 Mittagsrast (Mario, Gianni und Hilde)

013 Mittagsrast (Mario, Gianni und Hilde)

014 Am Waschtrog

014 Am Waschtrog

015 Start im Valle Varaita

015 Start im Valle Varaita

016 Kastanien-Baumschule

016 Kastanien-Baumschule

017 Pause nach dem langen Aufstieg

017 Pause nach dem langen Aufstieg

018 Von San Eusebio kommen wir und müssen noch nach Frassino

018 Von San Eusebio kommen wir und müssen noch nach Frassino

019 Unser B&B in Frassino

019 Unser B&B in Frassino

020 Barba Bertu (Alberto Burzio)

020 Barba Bertu (Alberto Burzio)

021 Aufbruch in Frassino, rechts sind unsere Gastgeber Alma und Alberto

021 Aufbruch in Frassino, rechts sind unsere Gastgeber Alma und Alberto

022 Unterwegs gibt es immer wieder Brunnen

022 Unterwegs gibt es immer wieder Brunnen

023 oTTo an der Tränke

023 oTTo an der Tränke

024 Brunnentrog mit Hundefüllung am Rifugio Meira Paula

024 Brunnentrog mit Hundefüllung am Rifugio Meira Paula

025 Links auf dem Hügel ist der Kirchturm unsres Zielortes Becetto zu erkennen

025 Links auf dem Hügel ist der Kirchturm unsres Zielortes Becetto zu erkennen

026 Laute Pausengäste

026 Laute Pausengäste

027 San Stefano (im Hintergrund)

027 San Stefano (im Hintergrund)

028 Hotel Becetto

028 Hotel Becetto

029 Neue Brücke in der Schlucht

029 Neue Brücke in der Schlucht

030 Kleines Hindernis

030 Kleines Hindernis

031 Stolz präsentierter Pausenfund

031 Stolz präsentierter Pausenfund

032 Wer weiß/errät das Fabrikat dieses Traktors?

032 Wer weiß/errät das Fabrikat dieses Traktors?

033 ich dachte immer, Lamborghini baut schnelle Autos

033 ich dachte immer, Lamborghini baut schnelle Autos

034 Lago Secco am Aufstieg zum Rifugio Bagnour

034 Lago Secco am Aufstieg zum Rifugio Bagnour

035 Blick von der Hüttenterrasse

035 Blick von der Hüttenterrasse

036 Auf der Staumauer bei Castello mit dem Monviso im Hintergrund

036 Auf der Staumauer bei Castello mit dem Monviso im Hintergrund

037 Pontechianale am Ende des Stausees

037 Pontechianale am Ende des Stausees

038 Die typischen weißen Piemonteser-Kühe

038 Die typischen weißen Piemonteser-Kühe

039 Beginnende Herbstfärbung

039 Beginnende Herbstfärbung

040 Chianale, unser Tagesziel

040 Chianale, unser Tagesziel

041 Abmarsch in Chianale mit den ersten Sonnenstrahlen

041 Abmarsch in Chianale mit den ersten Sonnenstrahlen

042 Kurz vor dem Colle Battagliola mit dem Monviso

042 Kurz vor dem Colle Battagliola mit dem Monviso

043 Bellino, Borgata Chiesa – unser Posto Tappa ist das Haus rechts unten

043 Bellino, Borgata Chiesa – unser Posto Tappa ist das Haus rechts unten

044 Kleines Dorf am Wegesrand

044 Kleines Dorf am Wegesrand

045 Wir waren heute auf dem GTA (Grande Traversate delle Alpi) unterwegs

045 Wir waren heute auf dem GTA (Grande Traversate delle Alpi) unterwegs

046 Zusammenfluss der beiden Varaitas

046 Zusammenfluss der beiden Varaitas

047 Bin ich nicht ein süßes Kälbchen?

047 Bin ich nicht ein süßes Kälbchen?

048 Gruppenbild mit Gästen oTTo, Hilde, Mario, Nicola, Fritz, Glady, Giulia, Gianni, Karl

048 Gruppenbild mit Gästen oTTo, Hilde, Mario, Nicola, Fritz, Glady, Giulia, Gianni, Karl

049 Becetto grüßt vom Gegenhang

049 Becetto grüßt vom Gegenhang

050 Monviso am Horizont

050 Monviso am Horizont

051 Genuss bei der Ankunft am Rifugio Meira Garnieri …

051 Genuss bei der Ankunft am Rifugio Meira Garnieri …

052 also die Sonne genießen wir

052 also die Sonne genießen wir

053 Beim Aufbruch hat es die Sonne noch nicht über den Berg geschafft

053 Beim Aufbruch hat es die Sonne noch nicht über den Berg geschafft

054 Alm-Landschaft

054 Alm-Landschaft

055 Steiler Abstieg nach Rore über Fels und Laub

055 Steiler Abstieg nach Rore über Fels und Laub

056 o.W. ;-)

056 o.W. ;-)

057 Bunte Hauswand

057 Bunte Hauswand

058 Mystische Wesen auf dem Weg zu dem „Tumpi la Pisso“

058 Mystische Wesen auf dem Weg zu dem „Tumpi la Pisso“

059 Tumpi la Pisso

059 Tumpi la Pisso

060 Auch auf dem Rückweg werden wir beobachtet

060 Auch auf dem Rückweg werden wir beobachtet

061 XXL-Bank

061 XXL-Bank

062 Was macht der Schneepflug im ersten Stock? Liegt hier im Winter so viel Schnee?

062 Was macht der Schneepflug im ersten Stock? Liegt hier im Winter so viel Schnee?

063 Pausen-Ausblick

063 Pausen-Ausblick

064 Wirklich gemütlich war es hier nicht

064 Wirklich gemütlich war es hier nicht

065 Unser B&B in Melle

065 Unser B&B in Melle

066 Zu Gast bei den „Antagonisti“

066 Zu Gast bei den „Antagonisti“

067 Zu Gast bei den „Antagonisti“

067 Zu Gast bei den „Antagonisti“

068 Wenn es hier schon eine Brauerei gibt

068 Wenn es hier schon eine Brauerei gibt

069 Technik hat manchmal auch seine Ästhetik

069 Technik hat manchmal auch seine Ästhetik

070 Und wer grüßt da hinter den Hügeln?

070 Und wer grüßt da hinter den Hügeln?

071 Sonne tanken

071 Sonne tanken

072 Monterosa (?) am Horizont

072 Monterosa (?) am Horizont

073 Ankunft an der Locanda del Santuario

073 Ankunft an der Locanda del Santuario

074 Und wieder war der Monviso zu sehen

074 Und wieder war der Monviso zu sehen

075 Und gleich nochmal in der Morgenröte

075 Und gleich nochmal in der Morgenröte

076 Ein letzter Aufbruch

076 Ein letzter Aufbruch

077 Das Santuario Valmala

077 Das Santuario Valmala

078 Schlumpf Fritz und ein nun gut bekannter Berg im Hintergrund

078 Schlumpf Fritz und ein nun gut bekannter Berg im Hintergrund

079 Abstieg durch lichten sonnendurchfluteten Wald

079 Abstieg durch lichten sonnendurchfluteten Wald

080 Schön war es! Wir kommen wieder!

080 Schön war es! Wir kommen wieder!

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