Reisebericht Marokko 23.11.2019-03.12.2019
8 Querbeetler fliegen mit Ryanair vom Nürnberger Flughafen direkt nach Marrakesch. Der Flug dauert etwas länger als 3 Stunden und startet um 15:30 Uhr. Erst gen Westen über die Schweiz, dann Spanien, also immer dem Sonnenuntergang entgegen! Ich bin fasziniert von diesen golden leuchtenden, dann wieder rosa bis lila strahlenden Wolkenbergen. Das Farbenspektakel ist genial.
Am Flughafen in Marokko geht alles reibungslos. Bevor wir ins bestellte Taxi steigen, wechseln wir unsere Euros in Marokkanische Dirhams.
Nach Sidi Kaouki, einem sehr sehr kleiner Ort am Atlantik, fährt uns unser bestelltes Taxi. Nochmal 3 Stunden Fahrt auf einer Straße, die wir Europäer schon als Autobahn bezeichnen würden. Die Geschwindigkeit ist sehr gemäßigt, erstens wegen der häufigen Geschwindigkeitskontrollen, zweitens sind auf Marokkos Straßen auch noch Eselfuhrwerke, Fahrradfahrer und häufig auch Fußgänger ganz ohne Beleuchtung unterwegs.
Endlich im Hotel angekommen, warten 2 Frauen auf uns. Sie schüren für uns ein Feuer im Kamin und erwarten uns zum „Nachtmahl!“ Es schmeckt vorzüglich!
Sidi Kaouki kann man nur schwer auf der Karte finden, denn der Ort ist klitzeklein. Erst seit dem vergangenen Jahr gibt es dorthin eine befestigte Straße. Hier gibt es eine Surfschule. Die Atlantikwellen kommen prächtig, der langgezogene, flache Strand eignet sich bestens zum Surfen, aber auch zum Wellenspringen!
Ein paar kleine Cafés, winzige Lebensmittelläden und 2 kleine Hotels. Im Hotel „Le Kaouki“ fühlen wir uns gut aufgehoben. Das Personal ist so freundlich entgegenkommend und hilfsbereit.
Anfangs bin ich noch ein wenig irritiert: Obwohl ich wusste, dass es kein elektrisches Licht gibt, suche ich automatisch immer wieder nach dem Lichtschalter. Stattdessen werden im ganzen Haus bei Einbruch der Dämmerung Kerzen aufgestellt, die meist die ganze Nacht brennen. Das Auge gewöhnt sich schnell an diese ungewöhnliche Lichtstärke und für die Nachtlektüre stelle ich mir eine kleine Solarlaterne auf.
Vor dem zu Bett gehen steige ich auf die Dachterrasse und wegen der Dunkelheit - es gibt bisher auch keine Ortsbeleuchtung - leuchten die Sterne über dem gesamten Horizont. Das wunderschöne an diesem Ort ist der kilometerlange Sandstrand. Es sind nur noch ein paar Touristen da, deshalb geht es sehr gemütlich zu.
Da unser Motto „Erholung und Exkursion“ lautet, haben wir an 4 Tagen Exkursionen mit „Berberlands“ (Claudia Stirnweiß) geplant. Die übrige Zeit steht zur freien Verfügung. Claudia organisiert alles bestens, so müssen wir uns weder um Taxi, Essen oder Navigation kümmern. Der erste Tag führt uns über die Steilküste am Atlantik entlang und wir erkennen unsere Düne wieder, auf der wir mit Katharina gezeltet haben. An der Steilküste, wo riesige Wellen auf den Felsen schlagen, begegnen wir immer wieder Ziegen und Schafen. Ganz im Verborgenen entspringt eine Wasserquelle, es ist uraltes Wissen, das von Hirte zu Hirte weitergegeben wird. Auch wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und lassen uns das Essen schmecken. Für die Stadtführung in der 20 Kilometer entfernten Stadt Essauoira fahren wir mit dem öffentlichen Bus. Auch dies ein einmaliges Erlebnis. Wer´s nicht glaubt, probiere es bitte selber aus!! Die Stadtführung beginnt im Hafen und führt uns in viele verborgene Winkel der Stadt. Obwohl die Altstadt im ersten Moment überschaubar erscheint, gibt es viele verborgene Gassen: Orientalisch halt! Es gibt viel zu viel Neues, Beeindruckendes zu entdecken. Wir müssen unbedingt nochmal kommen!
Das tun wir dann auch, wieder mit dem öffentlichen Bus, der ist jetzt ein Muss. Die unvorstellbaren, bleibenden Eindrücke „erfährt“ man nur wenn man sich unter die Einheimischen begeben. Auch Essauoiras Fischerhafen ist eine Herausforderung für alle Sinne. „Unmittelbar“ erleben wir den Umschlagplatz für die „Früchte des Meeres“. Viele kleine Boote fahren auf die gleiche Weise jeden frühen Morgen auf das Meer hinaus und fangen die unterschiedlichsten Fische mit ihren Netzen. Hier im Hafen werden sie wie seit vielen hundert Jahren in Körben angeboten und an die Menschen verkauft. Kreischende, kreisende Möwen über unseren Köpfen, Dreck und Gestank, Fischer, die ihre meterlangen Netze flicken und ordnen. Hier essen wir Fisch, er ist frisch und gegrillt „the best off“.
Die Wanderung zum Kap Sim führt uns am Leuchtturm vorbei. Der Leuchtturmwärter wartet auf uns und wir besteigen den alten Turm, dessen alter Mechanismus, durch Siemensmaschinen erneuert, aber für alle Fälle auch noch voll funktionsfähig erhalten ist.
Der Sonntagsmarkt in Had Draa ließ uns ins Vormittelalter eintauchen. Hier betreiben nur Männer ihre Geschäfte. Pferde, Esel, Ziegen Schafe, Kamele, Früchte, Getreide, Möbel, bis hin zum Schnürsenkel, alles können wir hier erwerben. In der Nähe des Fleischmarkts bestellt uns Claudia Kamel und Ziegenfleisch, dazu gibt es Brot und frischgebrühten Pfefferminztee. Wir sammeln viele Eindrücke, einige gehen Reiten, andere laufen den langen, einsamen Strand entlang, wieder andere lassen sich massieren oder gehen ins Hammam. Ich bevorzuge es auf einer Liege am Strand zu liegen. Schwimmen im Atlantik ist zu dieser Jahreszeit eine kühle Herausforderung!! Die Wellen hier sind sehr heftig, mir bereitet es Freude mit ihnen zu spielen.
Die Tage vergehen schnell, denn es ist tiefer Herbst und die Sonne geht erst nach 8 Uhr auf. Wir haben viel Sonnenschein bei max. 25 Grad abbekommen. Die Nächte sind empfindlich kühl und das Personal legt uns Wärmflaschen ins Bett.
Am letzten Tag regnet es. Gut so, meinen wir, so fällt uns der Abschied nicht so schwer.
Organisation/Bericht:Ursula Bilder: Ursula und Beate